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Reniar und Tausendschön

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • 15. Sept. 2016
  • 5 Min. Lesezeit

So ein Spätsommerabendbeginn lässt die Farben des Waldes, jedes einzelnen Blattes, alles was das Grünzeuch umgibt, in ganz anderen Farben erstrahlen.

Man könnte denken, sie haben so ne Art Farbintensivkurs belegt und drücken jetzt rum, um ihre Chlorophyll´s für die bevorstehende Fotosynthese auf Vordermann zu bringen.

Irre und Schornie kam nicht aus dem Staunen raus.

Immer wenn sich diese FotosyntheseChlorphillExplosionen ankündigten, immer wenn genau dieser Moment entstand, verlor der Nöckerling das Gefühl für Zeit und Raum, trat ein in die Unendlichkeit des Augenblickes.

Es ist und war erstaunlich, faszinierend, dass es ein Blättern in längst vergangenen Zeiten wurde.

Ein sepiafarbenes Fotonaturdokument, welches die Zeiten scheinbar zeitlos und ohne irgendwelche Beschädigungen überstanden hatte.

Er trat ein in eine fast schon unwirkliche Wirklichkeit, alles erwachte zum Leben, die Leise des Waldes wechselte ihre Töne zu einem wilden Gekrabble, Geflüstere und der Lärm der Bewegung machte Lust auf mehr.

Dies Eintauchen, das Verschwinden in der Vergangenheit, dem Vergessen ein jetziges Dasein entgegen zu stellen, lies ihn Leben.

Wir zehren nicht nur davon, wir erleben Erlebtes neu, weil der Standpunkt sich geändert hat, weil wir reifer geworden sind, weil wir das evtl. Schlechte einfach rausschneiden konnten, durch den natürlichen Zeitgang.

Er war glücklich, denn es schienen sich die Kreise zu schließen, die Linien sich zu verbinden und die Quadrate in wahre und klare Form gefunden zu haben.

Leben ist Mathematik, Geometrie und wenn man´s richtig gemacht hat, so irgendwie, so einfach keine Ahnung, dann wich die Logik der zeitproportionalen Jetztwahrnehmung und gab genau diese Zufriedenheitsgefühl, welche Schornie gerade erfühlte.

Noch ein Song….so saublöd, textlich ein absolutes Fiasko und trotzdem, er passt zu Frida´s Zappeln, dem unendlichen Vermissen, ihrer Traurigkeit und trotzdem GuteLauneMitsingOhrwurmqualität, auch wenn er, wie schon erwähnt, saublöd ist.

Naja, manchmal bedarf es keiner Tiefe, wenn man Höhe hat.

https://www.youtube.com/watch?v=Bkj3IVIO2Os

Wieder ist fast eine Woche vergangen. Der Nöckerlingflug flog wild, brutal, hart an der Grenze und zum Teil schoß er über den Horizont hinaus.

Einzigartige Bilder prägten sich in ihm ein, denn wenn de so weit da oben hängst, Kabriolen und andere Dinger vollführst, dann schaust aus den verschiedensten Positionen hernieder und kommst automatisch zu der Erkenntnis, dass de froh bist, dass de nich der Nöckerling da am Himmel hängend bist, der nen Heiligenstein um de Platte trägt und diesen ganzen Wahnsinn tagtäglich anschauen musst.

Ja, tauschen wollte Schornie garantiert nicht.

Und da geht’s glei weiter.

Mit Kopphörer bewaffnet flatterte er herum. Morgendlich nutze er die Emotionstropfen, welche Klara mit ihrem Weggefährten den Mond hinterlassen hatten, weils so sinnlich und knisternd war, labte sich an ihnen und begann frisch und munter den beginnenden Tag in sich aufzunehmen.

Der Nöckerling gniesst den Spätsommer, denn die Blütenkelche strecken sich willig und mit fetten Nektarblüten gen Himmel, die Farben sprengen die Spektren und die Reife des Sommer scheint man riechen zu können.

So wurden es punktgenaue Landungen, honigsüße Verwandlungen, neckige Anbandlungen und immer war was los, wenn da nicht der Blick von oben wäre.

Schornie´s Welt wackelte. Sie zuckte nicht nur en bisserl herum, ganz sicher war das Hin-und Herschäbbern nicht durch Erdwutausbrüche verursacht, nein, sie wackelte gehörig, weil´s so viel Blödsinn um ihn gab.

Da gabs so einen Mitfünziger, graumelierten Grashüpper, namens Reniar.

Flott bewegte er sich durch Wald und Wiesen.

Es schien so, als könnte ihm nix im Wege stehen und was noch lustiger war, seine Art, sein ganzes Wesen, einfach die Gesamterscheinung lies die weibliche Hüpperwelt dahinschmachten.

Mit ihm konnte Schornie über alles plaudern, quatschen, ab und an mal lästern.

Genau als sich Schornie hungrig auf einen fetten Sonnen anbetenden Korbblütler stürzen wollte, erklang sein Name.

„He Schornie, altes Haus!“

Reniar wackelte im Takt des Blütentanzes und schien ziemlich erquickt darüber zu sein, denn das Aussehen dieses Spektakels erinnerte en bisserl an einen Fruchtbarkeitstanz oder die Begattung in Perfektion.

„na dad gibt’s doch nicht, mei Kumpel Reniar“ schoß es voll begeistert über die Lippen des Nöckerlings. „Was tut sich so“ war die logische Frage.

Immer noch wippend und bisserl zappelnd suchte sich Reniar die richtige Position, um sich nicht jedes Mal, bei jeder Lustbewegung der Blüte im Winde, rumdrehen zu müssen.

„Nun“ begann Reniar zu erzählen. „ Da gibt’s so ein demokratie- und freiheitsberauschtes MassenInsektenvolk, welches sich rühmt, einen Stamm der Wüstenzirper 38 Milliarden Kichererbsen zu überweisen, damit sich noch mehr ihre Stachel wetzen können, die Kampfansagen voluminöser werden und die Klauen bereit sind, zu zubeißen.“

Schornie schaute ein wenig verwundert und er versuchte die Anzahl der Nullen geistig aneinander zu reihen, was ihm nicht gelang.

„Wieviel runde Zahlendinger sind das eigentlich, nach der 38?“ fragte er Reniar.

„Hm, eins, zwei, drei, vier…….. wir müssen dies mal in die Weiten des Webs eingeben und schauen, was die uns für Vorschläge dazu unterbreiten“

Klang logisch, für Schornie und was komisch war, diese Zahlenanreihung, welche sooooo unnachvollziehbar lang war, dass man in Wahrheit keinerlei Bezug dafür aufbauen konnte, lies den Nckerling die Tragweite des eigentlich Ganzen, komplett vergessen, denn auch dafür ging der Bezug verloren, irgendwie.

„ he, da hab ich´s“ schrie voll begeistert Reniar.

„eine Milliarde hat 9 Nullen, also: 38. 000. 000. 000,00 Kichererbsen!“

Schornie war platt.

Weiter suchend in den Unendlichkeiten der Versprechungen, Verheißungen und der Unwahrheiten kamen die Beiden drauf, dass es umgewandelt 38.000 tausend Millionen sind.

Also wirklich, mit Zahlen spielen ist sicher eine geile Herausforderung, aber dies dann auch noch zu verstehen, eine ganz andere.

Immer noch fix und foxi über diese unheimliche Zahl drang in Schornie die Originalbotschaft wieder ein.

Dies sollte zum Schärfen der Stachel sein, diese unheimlich klingenden Nullen mit ne 38 davor, die an sich ja ziemlich erotisch wirken könnte, sollte eingesetzt werden, um die Ameisensoldaten noch mehr auszurüsten, mit Ballerdingern, mit Fliechdingern, die so einen wunderschönen kometenhaften Schweif hinter sich herzuziehen, um dann mit tödlich, präziser Genauigkeit bei Anderen einzuschlagen, für Lügen und Betrügen, für demokratischer Gewaltentfaltung und freiheitlichen Zwängen.

Schornie´s Welt zittterte, mächtig sogar.

38. 000. 000. 000 Kichererbsen, wenn man die nähme, gleichmäßig verteilen würde, dann gäbe es keine IchHauDirAUfsMaul Aktionen mehr, alle hätte was zu futtern, jeder könnte nen Sambatanz auf der leckeren, nektartropfenden Blüte vollführen, Krankheiten könnte man sinnvoll heilen und das alles, ohne das Mama´s um ihre Mdenbaby´s weinen müssen, dass Väter ihre Nöckerlingsöhne betrauern müssen, dass Grillengroßeltern um ihre Kinder trauern.

Irre das Ganze und der Nöckerling bemerkte, es kroch Wut in ihm hoch, der Hilflosigkeit wegen.

Da gibt’s die, welche uns Ehrlichkeit, Vertrauen, Freiheit und Wohlstand vorgaukeln, die Mistkäfer, die nach ihrer Lügenzeit in Führungspositionen derer sitzen, welche dann genau diese Ungerechtigkeiten rechtfertigen wollen, um noch mehr Kichererbsen in ihre riesigen Lager zu horten, denn von Säcken sind sie ja schon 38. 000. 000. 000 Kichererbsen entfernt.

Es geht nur noch darum.

Schornie schaute Reniar an und dieser erkannte ganz sicher die Angst in seinen Augen.

„lass uns noch mal an dieser Blüte nippen, Schornie, mein Freund“

Reniar wollte Schornie wieder die Luft zum atmen geben, er sollte seine Stigmas vollpumpen, um klare Gedanken fassen zu können……….


 
 
 

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