Der Beginn des Fluges
- Admin
- 19. Aug. 2016
- 8 Min. Lesezeit

Der wilde Flug einer Libelle
Lang ist es her, dass aus der Raupe Schornie ein prächtiger Schmetterling geworden ist.
Der Weg dahin war voller Gefahren, eigenartigen und witzigen Bekanntschaften, wie auch furchteinflößender Weggefährten.
Allein der Verpuppungsvorgang gestaltete sich viel komplizierter, als Schornie dies je erwartet hätte.
Eine tiefe Sehnsucht darauf, verbunden mit der Freude, endlich mal auspennen zu können und einfach mal wirklich nix mitbekommen zu müssen, wich einer ziemlich argen Ernüchterung.
Das Verpuppen ist och ganz schön anstrengend, kostet Nerven und muss zur Gänze allein geschafft werden.
Naja, irgendwann hatte die FastRaupe dies beschwerlich geschafft und döste so dahin.
Erfüllung seiner Träume schaut aber doch ganz anders aus, denn dies Nixtun, war auch nix und stinklangweilig, sau öd, fade und vollkommen langweilig.
Sicher, Schornie entwickelte sich, die Beinschen wuchsen zu prächtigen Stampern heran, die Fühler schienen Sendemasten werden zu wollen, die PumpeDüsekonstruktionen der Atemtechnik begann auch sein Tageswerk und die Flügelschen entwickelten sich so, dass Schornie schon jetzt wusste, wenn´s dann mal raus ins Freie geht, dann wird ihn niemand mehr aufhalten können.
Tiefflug, im freien Fall, ab in die Höhen, den Regenbogen herunterrutschen und das süße Tau, der morgendlichen Trennung aus den Blättern der Grünwüchslinge schlürfen, dies wäre seine Zukunft.
Was da draußen zur Zeit abläuft, davon hatte Schornie keine Ahnung.
So begann die Geschichte von Raupe Schornie.
Einige Jahre ist es jetzt her und irgendwo in den Weiten des Netzes zu finden, wenn man/frau den Anfang vom Ende erhaschen möchte.
Jetzt, 2016, da wo alles neu sein sollte.
Da, wo neue Himmelssphären erfliecht werden sollten.
Da, wo die Welt ihre Weiten öffnen wollte.
Da, wo die Freiheit des Fliegens nicht nur ein wunderschöner Traum, sondern zu eine realistische Ja Erfahrung sich wandeln würde.
Schornie schlüpfte raus, pumpte wie blöd seine Stigma auf, blies die Freiheit hindurch und zappelte, wie ein, durch Elektroschocker drangsalierter, Vollidiot herum.
Die geschenkte Himmelswärme von Klara ermöglichte ihm, das Blut durch seine kleine Äderschen schießen zu lassen.
Mein Gott, welch saugeiles Gefühl dies war. Endlich raus aus der verstaubten und einschläfernden Umgebung.
ICH BIN FREU UND DIE WELT gehört mir……jetzt, sofort und gleich…. schrie Schornie in die morgendlich beginnende Vögelei.
Ruhe……Stille…. Lautlosigkeit.
Keine Laolawelle von Mitinsekten, keine aufgerollten Willkommensplakate von anderem Flattervieschern, nix mit angestimmten Chorus und Melodieausschweifungen.
Nur ein klitzeleises Vibrieren in der Luft.
Hm, was is´s das für ein Ding? Fragte sich Schornie.
4 Blattfliescher, paar Beene, paar Haare, paar fette großen Glupscher und nen Fliechprinzip, welches er so noch nie gesehen hatte.
Landung?
Es war ein platziertes Punktkommen.
Wahnsinn…….
„Libelle Hooooorst, mein Name.“ Stellte sich dies ungewöhnliche Luftfortbewegungsmodell vor.
Nich kurz und knapp „HORST“. Nein, „HOOOORSssssssT“ war ihr Name.
Hooorst, ein ungewöhnlicher Durchlüftungsstürmer, war.
Sympathisch war für Schornie, das Hooooooorsssst auch ein scheinbar verrückter Fliescher war und, was ganz wichtig war, er schien doch schein ein weilschen länger seine Stigma´s durchgeblasen zu haben und so, dies dachte Schornie, kann er Einiges erzählen… Geschichten, Passiertes und Bedeutendes.
Die Welt musste sich ja weitergedreht haben, nach dem Vermummungsprozess.
So begann eine Plauderei über das Leben, die Liebe, die Jungfräulichkeiten des Vermummungserwachen, die Freiheit und das verrückte Umsetzen von noch verrückteren Ideen.
So Hoooooorst, was ist passiert in meiner IchWandleMichUmZeit?!
„Nun ja“ er dachte nach.
„Extrem viel und ich muss selbst erst überlegen, wo fang ich an, wo hör ich auf“ meinte, ein mit Stirnrunzeln bedeckter, Horscht.
Mir war einfach das lange OOOOOO in Hooooooooorst und dies, bitte nicht falsch verstehen, fast schon kölsch anrüchig ausgesprochen Namensindividuum, zu bescheuert.
Also nannte ich ihn kurz und knapp HORSCHT!
Passte auch irgendwie besser zu ihm.
Leise und zart zwinkerte die Klara durch das grüne Blattwerk und es war nicht klar zu definieren, kamen die runzligen Falten davon oder vom Grübeln oder von beängstigen Situationen oder einfach nur vom Alter.
So packte Schornie die Neugier und ihr müsst wissen, es war fast schon pervers, was er alles wissen wollte.
Um den Standpunkt zu dem noch zu Besprechenden rein physisch zu ändern, verlegte Schornie seinen Platz vom wackelnden Farnstrauch, auf eine…. Ups, was liegt denn da, Marmeladenbrot.
Is ja unfassbar, da liegt mitten im Wald, nicht ein Heidelbeercocktail oder eine fast leere Waldmeisterlimo, nein, es is eine schwarze Bämme, fett mit Butter beschmiert, dreimal abgebissen und Marmelade drauf.
Ein verzückter Biss folgte, das Gespräch wurde für ein paar Minuten nicht nur unterbrochen, sondern gänzlich abgesagt und die Gefühlswogen überschütteten Schornie mit sinnlich, geistig wertvollen Genussempfindungen.
Allein nur was wir mit Essen verbinden, kann sein…..Orgie, hemmungsloser Sex, sinnliches Petting, ausgewogenes Erleben oder kramen in Erinnerungen.
Bei Schornie wachten die Erinnerungen auf. Sie übermannten ihn dermaßen, dass er auf einmal in die Ferienlagerzeit bei den Kommunisten zurückversetzt wurde.
Nicht die, wo man mit 8- 12 Jahren durch die Pampa rennt, irgendwelchen Blödsinn erforschen will und ein harter Ast und kleine Knospen einem eher an den biologischen Wachstumszeitraum erinnert, als an jungfräuliche Mitprofessorinnen.
Schornie war damals 14, rollte sich aus Geldnot und nicht vorhandenen Altersbeweisdokumenten, aus Clopapier und Pfefferminztee seine Tschig, starb beim Anziehen fast den Heldentod, aber war megacool drauf, auch ohne buntgefleckten Flieschkleid.
Immer gabs die schwarzen Bämmen zum Frühstück. Immer war fett Butter zur Verfügung (ob die damals ÖKO war und die Linkshanghühe glücklich, interessierte zu dieser Zeit keine Sau) und die Erdbeermarmelade war köstlich. Allein wie sie den Gaumen streichelte, wenn sie langsam und gefühlvoll am Kehlapfel vorbeirutschte, war eine Wonne.
Fortsetzung folgt, denn Schornie muss wieder mal zu so nem Kohlweißling, der, welcher immer viel erzählt, viel verschreibt und am Ende doch nix ändert, außer dass man wieder mal tausende Kichererbsen dafür hinblättern muss…….
So, nun is der nächste Tag, also Tag 1 nach dem Kohlweißlingbesuch.
Was ändert sich für Schornie?
Naja, wieder is er ein paar Kichererbsen mehr los, um einige Tuben reicher und kennt nun doch ziemlich genau gewisse Krankheitssymptome, deren Folgen und was man/frau wohin schmieren muss, damits wohl hilft.
Es ist schon der Wahnsinn, man rackert wie ein Bescheuerter, wird dadurch krank, zahlt die meisten Prämien an den Verbund des kollegialen Massenbeschisses, bekommt dann die Abrechnung und stellt fest, dass man trotz der Höchstprämienverordnung, gerade einmal 10% der eingereichten Kichererbsenübersicht rückerstattet bekommt, den Rest kannst selbst schlucken.
Schornie breitet scheine Flieschdinger aus, sitzt resignierend da und lässt Klara die Dinger wärmen.
Was soll er tun?!
Standortwechsel ändert meist auch die Sicht, denn als Schornie noch Raupe war und am Boden rumkrauchte, da mal an einem leckeren Blatt knabberte und dort an nem Marmeladenbrot, es dann knackte und krachte, die Zweige einem Riesen wichen, da bekam er Einsichten und Ansichten (gerade im Sommer), welche teilweise sehr erquickend waren und manchmal eine Art Ganzkörperstarre verursachten, aber eines stimmte, der Wechsel des eigenen Stehpunktes ändert alles.
Somit schossen ihm wieder die Erinnerungen durch den Raupenschädel, durchstachen sein Herz und er musste innehalten, auf seinem Flug Richtung Horscht, denn der wartete ja noch.
Was waren das doch für Zeiten…. Ferienlager, kommunistischer Massenwahn mit extremen I-Love- All- Jugendveranstaltungen, welche zur Völkerverständigung gedacht waren, ordentliche und gesetzeskonforme Ideologieweitergabe und am Ende war es genau zu diesen Tagen die Völkervereinigungen in absoluter und vollkommener Perfektion, ohne drüber nachdenken zu müssen: WER; WARUM; WOHER; WIESO dabei ist.
Schornie möchte nicht die Zeiten schön reden oder irgendwelch verschwommenen SozialKommunismus propagieren, denn es gab auch schlimme Dinge und Auswüchse, aber wie wir alle wissen, es krabbeln Heuschrecken im grasgrünem Gras herum herum, fressen sich genussvoll satt und schwirren im Liebesrausch durch die Lüfte und dann gibt’s wieder die ganz Anderen, welche in Scharen und in vollkommen zugetrönter Fressmanie über die Felder rauschen und nix mehr übriglassen.
Ja und so konnte sich Schornie erinnern, dass damals die Mädlefalter- Schmetterlinge, wenn sich Babyraupen bekommen wollten, sich eben keine Sorgen um die grünblättrige Zukunft machen mussten, dass Omi- Falter und Opi Schmetterlinge bis ins höchste Alter rumflattern konnten, gemeinschaftliche Tanz- und Flugveranstaltungen durchführten und glücklich waren.
„Heute?!“
Scheinbar entfleuchte diese Frage Schornie nicht leise, mitten durchs Erinnerungszentrum, glatt hin zum seelischen Verwahrungsapparat, sondern entrutschte laut, denn HORSCHT fragte: „ HEUTE?!“
„ Heute schaut alles ganz anders aus!“ war seine zweifelsohne, nicht sehr positiv klingende Antwort.
Aufgewacht aus diesem LidaufschlagsTagTraum wurde Schornie bewusst, er ist hier und jetzt.
So, also raus aus den Erinnerungen, weg vom schmachtenden DamalsSein und rein in die Realität, wie sie auch ausschauen mag.
Also, mutig richtete sich Schornie auf, wackelte mit den Flügelschen, als wenn er gerade vor hätte, als Senkrechtstarter den menschlichen Vernichtungsmaschinen Konkurrenz zu machen, drückte den TorboBläser seiner Stigma´s durch, ruckte und zuckte mit seinen sexy Stelzen und düste Richtung Schmetterlingsfliederblüte. Ja, wohin denn sonst.
Die leicht erhöhte Position gab ihm ein klein bisserl Selbstsicherheit, denn wie sollte und wollte er mit Horscht plaudern, wenn er so gar nix zur Jetztzeit sagen konnte.
Horscht war es egal. Er zuckte en bisserl mit seinen Flüscheln rum und demonstrierte Agilität.
„“Flexibilität, Anpassung, inklusive Blindeflüge“ sind nicht nur Schlagwörter, sondern fast schon Zeitphilosophien.“ meinte einleitend Horscht.
Gut, flexibel musste man schon immer sein. Sich den Wetterbedingungen anpassen, natürlich auch und Blindflüge? Naja, da hatte Schornie noch keine, war ja bis vor Kurzem noch nen knackige Raupe.
„ Wie meinst´n das?“ fragte Schornie.
„ Ach du ahnungsloses Flatterding. Heut zu Tage ist es wirklich verrückt. Da versuchen Ameisen verschiedenster Arten ne Gleichberechtigungsregelung zu finden, welche beinhaltet, dass die Waldameise eindeutig von der Evolution geknuscht, vernascht und beglückt wurde und die anderen vom Linkshanghühkuhfladen erschlagen wurden. (Anmerkung von Schornie…. folgt noch) Dann gibt’s Springdinger, welche sich schwarz tarnen, kryptische Symbole auf den Hinterleib brennen, durch die Felder rasen, alles niederfressen, was halbwegs noch genussvoll ausschaut, jeden ihrer Art mitzerren, die im realem Alltagsdasein nix weitergebracht haben, um JETZT und HIER den dicken Macker heraushängenlassen können, wollen und müssen.“
„Naja, gab es die nicht schon immer?“ fragte Schornie Horscht.
„Ja sicher, aber nicht in einer so geblendeten, verblendeten, verpeilten und ahnungslosen Masse. Schon vor vielen Jahreszeitenwechsel gab es immer wieder Springdingführer, die ihre Horden zu größenwahnsinnigen Dingen verführten, aber eigentlich sollten doch genau diese Horden aus dem Geschehenem gelernt habe. Nix, heiße Luft, keine Glücksgas rein gar nix. Verblödet springen sie immer wieder hinterher, nie vornweg.“
„He, he Horscht, das kann´s doch nicht sein, muss doch auch etwas geben, was mich zum mutigen und verrückten Himmelsflatterer werden lässt, möchte mich ja nicht umsonst aus dem beengtem Presswurschtkokon befreit haben müssen.“
Ruhe, verdammt scheißlange Ruhe setzte ein. Es war eine Stille, welche Schornie´s Häarschen gen Himmel stellte.
Ein leise BUBBB, wurde zum lautem Klatsch, so ruhig war es.
Schornie glaubte, man könnt die Flieschgeräusche seiner, noch kennenzulernenden Kumpels und Kumpelinen hören.
„Linkshanghühe“ entfleuchte ihm.
Zum Glück, denn so wurde die beängstigende Ruhe unterbrochen und als wenn´s der Startschuß für den Rennwahnsinn eines Ohrenkriescher namens Bolt wäre, krabbelte, flatterte und zischte wieder das Leben durch die Natur.
„Linkshanghühe?“ Horscht verstand nur Bahnhof.
„Horschti, kennst die nich? Es gibt sie auch als genau andere Version, nämlich als Rechtshanghühe!“
„Muss ich mir Sorgen machen, Schornie?!“
„Nö!“ und ab gings in die Vergangenheit.
„Hühe, das sind die großen Dinger, welche immer off den grasgrünen Saftdingern stehen, blöd rumtrampeln, dass was am Wertvollsten is nicht nur fressen wollen, sondern im selben Moment zu scheißen und komischerweise Farbtupferl off sich rumschleppen, als wenn sie einem Marmorkuchen gleichen wollen. Die stehen meist dort doof rum, buhen die Massen aus, bimmeln nicht mit ihren Eiern, sondern mit Glocken und warten das es Schlafenszeit wird. Nun und wenn sie am linken Hügel stehen, sind die oben liegenden Stelzen kürzer, die unten angewachsenen länger, denn sonst würde sie ja den Bersch runterpurzeln oder?!“
„Ahhhh“ und Horschti musste lachen „und bei den Rechtshandstehdingern ist es genau umgekehrt?!“
Voll begeistert und als wenn ihm ein riesiger Eisklumpen von den Schultern gefallen wäre (hmmm, was is eigentlich Eis und wie komme ich darauf, fragte sich Schornie und schon wieder wanderte er zum nächsten Thema, welches noch folgen wird, mit erstaunlichen Erkenntnissen und Erfahrungen) schrie Schornie zu Horschti :“ Horschti, was is, wenn die LinkshangSaftDingerZuScheißendenDingen am Rechten Bersch stehen würden? Ging dies überhaupt oder würden sie wie so ne besoffenen und zugdröhnte Massenbewegung durch unsere Natur schwanken?“
Horscht musste nachdenken, zeichnete mit seine Stelzen irgendwelche Skizzen in den Boden, verschob Erdhaufen nach links und rechts, versuchte Berge daraus zu formen, knickte die eine Seite der Beinschen ein, dann die andere, sah aus, als wenn ihm die Stelzen brennen und kam nach etlichen Versuchen dahinter………….
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