Wenn sie salzig schmecken
- Admin
- 18. Feb. 2016
- 4 Min. Lesezeit

Wenn sie salzig schmecken….
Unsere Sinne wurden uns gegeben um zu erfahren, zu erkennen, zu bemerken, aufzunehmen und einzufangen.
Eindrücke, Momente, Bedeutungen, Gleichnisse, Ungleichnisse, Richtiges und Falsches… wir wandeln es in Erfahrungen um und können für uns selbst entscheiden, was dies in unserer Zukunft sein wird, wie wir damit umgehen, was wir damit anfangen und wie unsere Vergangenheit danach ausschauen wird.
Der alte Knacker mit dem kalten Atem, der, welcher immer dunkle Fetzen an seinem Wanst trägt und der, welcher uns frieren lässt, wenn er in unserer Nähe steht, is och der, welcher ein Grasniedermachgartengerät namens Sense mit sich rumschleppt, um uns Angst zu machen.
Bei mir scheint dies auch wunderbar zu funktionieren und sein Plan, falls er diesen wirklich hat, geht auf….. jedes Mal wieder.
Egal wie´s riecht, der kalte Hauch des depperten Vogels macht mich nervös und lässt mich nicht klar denken.
Menschen kommen und gehen.
Sie werden geboren, leben ihr Leben und wenn sie gehen, dann bleiben unsere Erinnerungen an sie.
Manchmal, wirklich manchmal hinterlassen sie aber auch ihren Duft. Dieser kann vielfältig schnuppern, aber jedes Mal wenn dieser in unsere Nase krabbelt, entdecken wir sofort, dass sie da sind….. Düfte können unterschiedlich sein. Je nach Intensität und mit welchen Inhaltsstoffen, können sie einen Würgreiz hervorrufen oder uns benommen von einer in die andere Ecke schwanken lassen. Gefüllt können sie sein, die Geruchsbläschen, mit allerlei Ingredienzien .
Am Schönsten ist, wenn sie proppevoll sind mit blütenreinem Frühlingsduft. Verströmen sollen sie Erinnerungsblasen, gefangen in honigsüßen Gegenwartsatem, der zum Küssen verführt.
Ja und dann kommen automatisch die Geschmackskomponenten dazu.
Wenns gut schnuppert, die Gedanken in vergangenen Zeiten herumlungern, uns es dabei gut geht, dann stellen sich die anderen Wahrnehmungen mit ein.
Salzig können sie schmecken, unsere Emotionskullern, wenn wir an Abschied denken.
Es muss an meiner Erziehung liegen und damit verbunden, mit dem Umgang zum Sterben.
Vor vielen, vielen Jahren durfte ich auf einer indonesischen Insel an einer Trauerfeier teilnehmen. Es war nix touristisch organisiertes, sondern eine wirklich traditionell durchgeführte Beerdigung, wenn man dies so bezeichnen darf.
Die Menschen waren kunterbunt angezogen, die geschwungenen Fahnen schienen sich eine Orgie mit den Farben der Klamotten zu liefern, denn prächtig wäre nicht der passende Ausdruck gewesen, für das was da zu sehen war. Immer wieder entdecke ich neue Kompositionen, welche ich so noch nie gesehen hatte und ich erst einmal erfassen musste. Laute Musik klingelte und klangelte durch die Strassen und Gassen. Keine Melodie, welche uns das Salz auf die Wangen trocknen lassen würde, sondern fröhlich, schön und harmonisch verkündeten sie scheinbar einen neuen Abschnitt, auch für mein Leben.
Gerüche bezirzten meine Sinne und ließen zu, dass meine Wahrnehmung noch sensibler wurde, teilweise verschwommen und so, dass alles was schon bunt war, noch bunter wurde.
Das ist kein wirklich Abschied, sondern eher das Begleiten eines geliebten Menschens. Was ändert sich?
Eigentlich nur das physische DASEIN.
Immer habe ich versucht, so zu denken und immer habe ich dies nicht geschafft.
Dann dachte ich mir so, es wäre einfacher die Ansicht zu ändern.
Also fand ich einen Weg.
Wenn ein Mensch stirbt, dann geht er und seine kleine Seele, dass ist die Kuller, welche alles in sich trägt… das erlernte Fühlen, das genussvolle Schmecken, das begeisterte Hören, das hingebungsvolle Riechen, das Leben und die Liebe, bleibt. Sie krabbelt sanft in einen neuen Körper.
Leise nistet sie sich in ihm ein, um ihn ein Bruchteil der Fülle zu geben, so ne Art Startkapital, von dem Weg, welche sie bis dahin schon gegangen ist.
Es ist ein wirklich schöne Vorstellung, denn so eine Seelschenkuller kann über Jahrhunderte hinweg so einiges erfahren haben.
Der zarte Körper, der Spross unserer Erneuerung, trägt sie in sich und es reift, entwickelt und formt.
So und dann stirbt jemand und ich????!!!
Steh wieder genau dort, wo ich mal angefangen habe.
Mittendrin spür ich ihn in meinem Genack, den SchwarzmannTrottel, wie er mir kalt: „ Ich bin da“ entgegen haucht.
Süß sollen sie schmecken und können auch vorher salzig sein.
Wenn sie aus meinen Erfahrungsblick, entlang der Lebensstrecke, einen klitzekleinen Geruch hinterlassen, den ich natürlich aufsauge, wie ein Geisteskranker den Lebenshauch von durchgeknallter Vernunft, um sich dann in den Winkeln meiner Seelengrotte zu verlieren, um in mich einzudringen…. meine Emotionskullern.
Ich denk an mein Leben, an Menschen die mich begleiteten, die nicht immer meinen Wünschen und Vorstellungen entsprachen und trotzdem mir ein Stückerl von sich dagelassen haben, so dass ich selbst entscheiden konnte, welches Stückerl es ist und dann formte ich mich.
Wo werde ich stehen, wenn ich die kalte Patschhand ergreife und willenlos den Wintergärtner folge?
Muss er nach mir schreien: „ Jetzt komm endlich!“ oder nehm ich sie, wie die eines Freundes, schenk ihm mein Vertrauen und latsche mit?!
Bilder meines Lebens rauschen durch die Wahrnehmungen meines Seins.
Gelebt habe ich, wenn ich ERLEBT habe.
So, ich weiß wo ich stehe. Weiß auch, dass ich eben noch so viel nicht ERLEBT habe, was ich noch alles erleben möchte.
Mein DASEIN ist schon gefüllt mit all möglichen, krassen Dingen, im Positiven und Negativen.
Manchmal glaube ich, dass manche Menschen 300 Jahre alt werden müssten, um dies alles zu verkraften, aber trotzdem treibt mich meine unbändige Lust auf MEHR immer weiter und eben auch zum MEER!
Ich schreie: „ verdammt nochmal….das Meer ist blau!“ und es ist diese Erlösung, welche mich danach glücklich sein lässt… genau in diesem einen Moment, denn das Salz klebt noch auf meinen Wangen, der Geschmack ist aber süß!
Bilder können Momente der Wortlosigkeit, zum Schrei des zukünftigen Tuns, in dieser Sekunde bannen.
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